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1958 bis 1970 - Die THW-Schule für den Schwimmbrückenbau

Geschichte der THW-Bundesschule Hoya 1958 bis 1970 Magirus Lkw auf eingeschwommener Brücke aus B-Gerät

Zum 50. Schuljubiläum im Sommer 2009 wurde an der Schule Hoya ein Geschichtsprojekt ins Leben gerufen. Der Schulchronist Olaf Braasch dokumentierte neben der Historie der Bundesschule auch die Vorgeschichte der Liegenschaft.

Aufstellung eines Schwimmbrückendienstes

Im Oktober 1958 übertrug Bundesinnenminister Dr. Schröder dem THW per Geheimerlass die Aufgabe, einen Schwimmbrückendienst aufzustellen. Als Ausbildungsstandort wurde aufgrund der Nähe zur Weser der ehemalige Fliegerhorst in Hoya ausgewählt. Nach ersten Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen konnte schon am 12. Juli 1959 mit dem Ausbildungsbetrieb begonnen werden. Gründungsschulleiter war Albert Beierlein, über den derzeit leider keine weiteren Informationen vorliegen. Im April 1960 löste ihn auf diesem Posten Volkmar Zahn ab, ein ehemaliger Pionieroffizier der Wehrmacht. Zahn hatte zuvor die BGS-Pionier-Schule in Lübeck geführt und leitete die THW-Schule Hoya bis zum Jahresende 1962.

Von Beginn an wurden die Kraftwagen der THW-Schule einheitlich im Khakigrau des Luftschutzes ausgeliefert und an den Türen befanden sich die blau-gelben Embleme des Zivilen Bevölkerungsschutzes. Die THW-Schule unterstand für alle sichtbar direkt dem BzB.

Als Wasserübungsplatz (WÜPl) diente anfangs die Weser am Stauwehr Dörverden. Damit der Lehrbetrieb aufgenommen werden konnte, stellten die Alliierten eingelagertes Schwimmbrückengerät der Wehrmacht zur Verfügung. Dieses stählerne „A-“ und „B-Gerät“ konnte im Verlauf des Jahres 1961 durch das in ähnlicher Form bereits bei Bundeswehr und Bundesgrenzschutz eingeführte Standard-Gerät („Sd-Gerät“) aus einer wesentlich leichteren Aluminiumlegierung ersetzt werden. Außerdem wurde am „LH-Gerät“, dem leichten Holzponton-Gerät, ausgebildet. Hierbei handelte es sich ursprünglich um einen US-amerikanischen Infanterie-Schnellsteg.

Die ersten Lehrgänge

Während der ersten Lehrgänge mussten die Teilnehmer noch in umliegenden Hotels und Pensionen untergebracht werden, da die Unterkünfte auf dem Schulgelände noch nicht hergerichtet waren. Aber auch in den folgenden Jahren galt die räumliche Situation als nicht befriedigend: Standard waren mit Kohleöfen beheizte Acht- bis Vierzehnbettzimmer. Außerdem waren Firmen auf dem Gelände ansässig, und immer wieder mussten als Folge der Kriegsschäden Gebäudeabschnitte wegen Einsturzgefahr gesperrt werden.

Am 21. Februar 1961 überschattete der einzige tödliche Unfall der Schulgeschichte den Ausbildungsbetrieb: In der Strömung am Wehr Dörverden kenterte ein Ponton, und trotz aller Vorkehrungen ertranken zwei Helfer. Noch im Sommer des gleichen Jahres wurde der WÜPl Niederboyen auf einem angemieteten Gehöft an einer stillgelegten Weserschleife in Betrieb genommen. Und ab September ’61 hatte das THW einem BMI-Erlaß zufolge endlich auch offiziell einen Schwimmbrückendienst aufzustellen, auszubilden und auszurüsten. Das führte im folgenden Jahr zur Gründung einer weiteren Schwimmbrückenschule in Germersheim am Rhein. Im Januar 1963 trat mit dem Major der Pioniertruppen a.D. Erich Baron der dritte Schulleiter in Hoya sein Amt an.

In den ersten fünf Jahren hatten insgesamt über 4.500 THW-Helfer an den Lehrgängen teilgenommen. Das Angebot wurde in dieser Zeit ständig erweitert: Neben den Grundlehrgängen für das LH- und Sd-Gerät sowie den Motorbootführerscheinen und den Prüflehrgängen für Außenbordmotoren wurden für den neuen Fachdienst auch Führungskräfte, Gerätewarte, Funker, Fernmelder, Feldköche und Sanitäter ausgebildet.

Mitte der 60er Jahre unterstellte das BzB mit „Weser II“ (Hemsloh), „Nord-Ostsee-Kanal I“ (Schafstedt) und „NOK II“ (Hochdonn) drei Außenlager für Fähren- und Schwimmbrückengerät der THW-Schule Hoya. Das Lager der geplanten Schwimmbrückenbau-Abteilung „Weser I“ befand sich auf dem Schulgelände. Als 1965 der Betrieb der THW-Landesschule Niedersachsen in Lüneburg eingestellt wurde, ging auch deren Gerätelager „Tiergarten“ bei Wendisch Evern organisatorisch in die Obhut der Schule Hoya über. Die Schule wuchs mit ihren Aufgaben.

Das geplante Zivilschutzkorps

In den vergangenen Jahren war aber deutlich geworden, dass der Bund mit seinem nur aus Freiwilligen zu bildenden LSHD gescheitert war. Das angestrebte Helfersoll von 240.000 Mann konnte nicht einmal zu einem Viertel erreicht werden. Im August 1965 wurde daher das Gesetz zur Bildung eines aus Hauptamtlichen und Wehrpflichtigen zu bildenden Zivilschutzkorps (ZSK) verabschiedet. Im ZSK sollte künftig auch der Schwimmbrückenbau mit seinen beiden Ausbildungsstandorten Hoya und Germersheim organisiert werden. Vorgesehen waren an Nord-Ostsee-Kanal, Weser, Rhein und Main insgesamt elf Schwimmbrücken-Abteilungen mit knapp 7.000 Mann.

Die Diskussion über die Umstrukturierung des Zivilschutzes führte zu einem dramatischen Teilnehmerrückgang: Hatten sich im Jahr 1964 noch 1.216 Helfer für die Lehrgänge in Hoya angemeldet, waren es drei Jahre später nur noch 155. Die Helfer fühlten sich dem THW zugehörig und wollten nicht für ein kaserniertes ZSK ausgebildet werden. Zusätzlich ließ die Finanzsituation des Bundes dringend erforderliche Renovierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen auf dem Schulgelände nicht zu. Der Ausbildungsbetrieb wurde folglich immer weiter reduziert.

Das ZSK-Gesetz wurde ’66 durch das Haushaltssicherungsgesetz für zunächst zwei Jahre ausgesetzt und 1967 durch das Finanzänderungsgesetz bis auf weiteres suspendiert. Das Martyrium des ungeliebten LSHD war also noch nicht zu Ende, für die Schwimmbrückenbauer war hingegen der ZSK-Spuk durchgestanden.

Außenstelle der Katastrophenschutzschule des Bundes

Mit dem im Juli 1968 verabschiedeten Gesetz über die Erweiterung des Katastrophenschutzes (KatSG) kam dennoch das Aus für den bei vielen THW-Helfern beliebten Schwimmbrückenbau. Die bereits im Bundesamt beschlossene Auflösung der THW-Schule Hoya konnte jedoch mit politischer Unterstützung verhindert werden: Im Gegensatz zur Schule Germersheim, die 1970 ihre Tore schließen musste, konnte die Schule Hoya ab 1971 zur Außenstelle der Katastrophenschutzschule des Bundes (KSB) in Bad Neuenahr-Ahrweiler umorganisiert werden.

Ende Juni 1972 fand an der Weser bei Drakenburg, Dörverden und Schweringen die letzte Großübung der Schwimmbrückenbauer statt. Danach wurde das gesamte Gerät teils verschrottet, teils dem THW zur weiteren Nutzung übergeben.

Stand: 18.11.2015

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