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Schneewittchen auf den Fildern

Der Workshop on Emergency Management, kurz WEM, des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR war im Oktober Anlass für einen weiteren internationalen Lehrgang am THW-Ausbildungszentrum Neuhausen: Camp-Bau-Experten von Mitgliedsorganisationen der International Humanitarian Partnership bauten und betrieben das für die Simulationsübungen der WEM-Teilnehmenden benötigte Base Camp.

Weiße Zelte, dazwischen weiße Fußmatten gegen den feuchten Untergrund und das WEM-Basislager am Rande des Sauhags hatte seinen Namen weg: Camp Snow White, also Camp Schneewittchen. Hier wohnten und arbeiteten die 38 Teilnehmenden des Workshops on Emergency Management während ihrer Simulationsübungen im Wald.

Camp Snow White war jedoch nicht von Ehrenamtlichen der umliegenden THW-Ortsverbände errichtet worden: Aufbau und Betrieb des Camps inklusive IT-Logistik, Stromversorgung, Verpflegung und Hygiene waren selbst Inhalt eines Lehrgangs, und zwar des Base Camp Course der International Humanitarian Partnership, kurz IHP. Innerhalb der IHP haben sich acht europäische Zivil- und Katastrophenschutzorganisationen zusammengeschlossen. Auch das Technische Hilfswerk ist Mitglied. Kernkompetenz der IHP ist die Unterstützung humanitärer Hilfsmissionen mit Dienstleistungen rund um IT & Telekommunikation, Unterkünften und Arbeitsräumen – also all dem, was Hilfsorganisationen wie das UNHCR brauchen, um sich wiederum auf ihre Hauptaufgaben zu konzentrieren.

Die beiden zeitgleich stattfindende Lehrgänge sollten also ein möglichst realitätsnahes Trainingsszenario für den jeweils anderen Kurs bieten: Die Kapazitäten der IHP mussten in Echtzeit auf die Anforderungen der WEM-Simulationen angepasst werden – das direkte Feedback der WEM-Teilnehmenden, z.B. zur Qualität des bereitgestellten Base Camps war garantiert.

Hat das Konzept eines „Lehrgangs im Lehrgang“ nun funktioniert? Wir haben drei der Teilnehmenden mit ganz unterschiedlichen Perspektiven befragt.

Tina Pettersson, Training Facilitator von der schwedischen Zivilschutzorganisation MSB:

Tina Pettersson Tina PetterssonQuelle: THW

„Das Szenario hier in Neuhausen war für unsere 11 Kursteilnehmer aus drei Ländern schon sehr nah an einem realen IHP-Einsatz: Das UNHCR kam mit ganz konkreten Anforderungen auf uns zu: Schlafplätze, Arbeitsplätze, ein Besprechungsraum für bis zu 60 Personen sowie der Betrieb und die Versorgung des Camps rund um die Uhr. Unsere Kursteilnehmer haben dann das Camp Snow White konzipiert, die Ressourcen geplant, das Camp eingerichtet und auch zur Zufriedenheit der Bewohner betrieben.

Wir mussten uns dabei inhaltlich sehr eng an das Übungsszenario des UNHCR anlehnen. Das war eine sehr wertvolle Erfahrung - nicht nur für die Teilnehmer beider Kurse, sondern auch für die Ausbilder und die Beobachter der IHP-Mitgliedsorganisationen, die extra angereist waren. Für die IHP kann ich sagen, dass wir unsere Ausbildungsziele erreicht haben.“

Sascha Hugel, Zugtruppführer beim THW OV Worms und einer der Teilnehmenden des IHP Base Camp Course:

Sascha Hugel Sascha HugelQuelle: THW

Ich war im Februar 2023 bereits im Rahmen einer IHP-Mission im Einsatz, und zwar bei dem schweren Erdbeben im Südosten der Türkei. Dort haben wir in bereits eingerichteten Camps die enorm fordernde Arbeit der Einsatzkräfte unterstützt. Hier in Neuhausen nun haben wir sprichwörtlich auf der grünen Wiese angefangen, ein Camp zu planen und zu errichten: von der Sicherheitsplanung bis hin zum Funktionieren als Team bot das eine ganz neue Perspektive und natürlich auch einige Stolpersteine, die wir improvisierend aus dem Weg räumen mussten. Aber wir haben unsere Ziele erreicht: Nach Tag 1 war Camp Snow White bereit für uns selbst, einen Tag später dann konnten die Einsatzkräfte des UNHCR einziehen und von uns auch umfassend versorgt werden. Für mich war der Lehrgang eine phantastische Erfahrung.“

Alessandro Pasta, Training Facilitator beim Workshop on Emergency Management WEM des UNHCR:

Alessandro Pasta Alessandro PastaQuelle: THW

“Der Workshop on Emergency Management ist der wichtigste Lehrgang, um die Mitglieder unserer Emergency Response Teams auf UNHCR-Missionen weltweit vorzubereiten. Die 38 Teilnehmenden aus 26 Ländern waren in diesem Jahr mit einem grenzüberschreitenden Trainingsszenario konfrontiert: Flüchtlingsströme aus dem Bürgerkriegsland Sudan mussten an der Grenze zum Tschad erfasst und betreut bzw. der konkrete Bedarf an Hilfsgütern evaluiert werden. Die vielen einzelnen Simulationsübungen sorgten dabei für reichlich Stress – so wie unsere Teams ihn auch auf ihren Missionen erleben könnten.

Der uns bei unserem Workshop unterstützende Lehrgang der Camp-Expertinnen und -experten von der IHP war in diesem Jahr ein entscheidender Erfolgsfaktor für uns: Bei unserem komplexer gewordenen Übungsszenario konnten sich unsere Teilnehmenden auf eine sichere und einigermaßen komfortable Basis zum Wohnen und Arbeiten verlassen. Das Base Camp Snow White hier in Neuhausen war eines der besten Camps, das ich bisher gesehen habe. Für uns vom UNHCR ist noch mal deutlich geworden, wie wichtig die reibungslose Integration verschiedener Teams ganz unterschiedlicher Hilfsorganisationen im Einsatz ist.“

Stefan Richter

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