EU-Katastrophenschutztraining: „Das THW ist federführend auch im neuen Ausbildungszyklus“
Die 20. Trainingssaison für EU-Katastrophenschutzexpertinnen und -experten ist gut angelaufen. Projektleiter Achim Octavian Popa erläutert die Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte im Interview.
Achim, was hat das Projektteam aus dem 19. Ausbildungszyklus mitgenommen, was nun in Planung und Durchführung der aktuellen EU-Katastrophenschutzausbildung für Einsatzkräfte eingeflossen ist?
Die Kursinhalte für den 19. Trainingszyklus hatten wir komplett neu konzipiert, und zwar für alle sieben Kursmodule – vom Einstiegskurs Union Mechanism Introduction UMI bis zum Team Leadership Course TLC für künftige Einsatzleiter und stellvertretende Einsatzleiter. Diese Kursinhalte haben wir in vorbereitenden Onlinetrainings und asynchronen Lernphasen, in Präsenzwochen oder auch interaktiv VR-gestützt vermittelt.
Das überwiegende Feedback der 556 Absolventinnen und Absolventen der 29 Lehrgänge hat uns gezeigt, dass sich der enorme Aufwand der inhaltlichen Überarbeitung gelohnt hat: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Inhalte und deren Vermittlung sehr gut aufgenommen, was sich übrigens auch in den gezeigten Leistungen widerspiegelt.
Die Inhalte und die Struktur der neuen Ausbildungsinhalte werden wir nun im 20. Ausbildungszyklus einem Finetuning unterziehen und weiterentwickeln. Außerdem arbeiten wir an einem neuen Kursmodul zum Thema „Diversität und Inklusion“.
Welche Fähigkeiten stehen aktuell im Fokus der Katastrophenschutzausbildung im 20. Zyklus?
Das Trainingsprogramm für Einsatzkräfte, das wir im Auftrag der EU-Kommission durchführen, richtet sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 37 Ländern. Darunter sind ausgewiesene Expertinnen und Experten für Disziplinen wie Waldbrandbekämpfung, urbane Bergung oder medizinische Notversorgung. Unter den Teilnehmenden sind viele national sehr erfahrene Einsatzkräfte, die aber erst wenig Auslandseinsatzerfahrung innerhalb des EU-Katastrophenschutzschirms UCPM haben.
Auf den jeweiligen Fachkompetenzen der Teilnehmenden aufbauend bieten wir ein breites Know-how für künftige Einsätze und legen die Schwerpunkte beispielsweise auf Führungsqualitäten, Stress- und Konfliktmanagement, strategische Entscheidungsfindung oder der Zusammenarbeit auf internationaler Ebene. Solche Fähigkeiten erwirbt man normalerweise durch jahrelange Einsatzerfahrung. Auf Seiten der Ausbilderinnen und Ausbilder legen wir deshalb großen Wert auf Praxiserfahrung, die wir z.B. auch in Simulationsszenarien vermitteln. Wichtig ist uns immer das direkte und unmittelbare Feedback der Trainerinnen und Trainer an die Kursteilnehmenden, z.B. in Gruppendiskussionen oder persönlichen Gesprächen.
Unsere Ausbildungskurse für UCPM-Einsatzkräfte sind modular und aufeinander aufbauend strukturiert. Wir stärken damit nicht nur unsere Schlagkraft in gemeinsamen Einsätzen, sondern auch die Katastrophenschutzausbildung und -expertise einzelner Länder und natürlich die persönliche Weiterentwicklung unserer Alumnis.
Im aktuellen 20. Ausbildungszyklus bieten wir übrigens noch mehr Lerninhalte auf der Online-Plattform www.academy.europa.eu für asynchrones Lernen nach ganz persönlichen Lerngewohnheiten. Für Ausbilder und Dozenten entwickeln wir gerade ein Trainee-Programm, um unsere Dozenten-Bank zu stärken und noch mehr praktische Einsatzerfahrung in unsere Kurse zu holen.
Das THW ist einer von 18 Konsortialpartnern, die das UCPM-Trainingsprogramm für Einsatzkräfte gemeinsam durchführen. Welche Rolle spielt das innerhalb dieses Konsortiums?
Das THW führt das Ausbildungskonsortium auch im neuen Trainingszyklus. Zusammen mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBK und der italienischen Zivilschutzagentur Italian Civil Protection Department ICPD sind wir eine der drei Key Partner im Ausbildungskonsortium. Bei meinem Team am Ausbildungszentrum Neuhausen laufen die Fäden zusammen, was Koordination der Inhalte, Organisation und Kommunikation betreffen. Wir führen dieses Trainingsprogramm noch bis 2027 im permanenten Austausch mit der Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der EU-Kommission durch.
Das THW hat enorm viel Erfahrung im internationalen Projektmanagement auf Einsatz- und Ausbildungsebene. Ich denke, der permanente Austausch mit Partnerorganisationen hilft uns, jederzeit auf höchstem Niveau zu arbeiten und die Entwicklung der europäischen Katastrophen- und Zivilschutzanforderungen auf dem Schirm zu haben.
Zur Info: Der vollständige Name des EU-Trainingsprogramms für Einsatzkräfte lautet Union Civil Protection Mechanism (UCPM) Training Programme for Deployable Experts, Modules, Response Capacities, Civil Protection and Disaster Management Stakeholders – Lot 1-Deployment Training Courses.
Ihr habt Fragen zum Thema?
secretariat@tvc-academy.eu
Wie kann man sich für einen Lehrgang bewerben?
national-training-coordinator@bbk.bund.de
Ein Video zum Thema Union Civil Protection Mechanism (UCPM) gibt es hier:
https://civil-protection-knowledge-network.europa.eu/disaster-preparedness/union-civil-protection-mechanism-training-programme
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