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gear.UP 2024: Die Welt dreht sich weiter in Tukastan

Mit der gear.UP 2024 wurde Mitte September die Herbstsaison der großen Simulationsübungen für internationale Organisationen am THW-Ausbildungszentrum Neuhausen eröffnet.

THW-Ausbildungszentrum Neuhausen, Oktober 2024

gear.UP 2024: Die Welt dreht sich weiter in Tukastan

Mit der gear.UP 2024 wurde Mitte September die Herbstsaison der großen Simulationsübungen für internationale Organisationen am THW-Ausbildungszentrum Neuhausen eröffnet. Worum es ging und was in diesem Jahr neu war? Darüber haben wir mit Oliver Oswald vom THW OV Berlin-Charlottenburg gesprochen.
Oliver war in diesem Jahr wieder maßgeblich an der Vorbereitung der achttägigen gear.UP unter Beteiligung des World Food Programm, also WFP, und ausgerichtet vom THW beteiligt. Während der Übung selbst war er außerdem als Senior Exercise Controller für die taktische Ausrichtung und die technische Umsetzung der gear.UP mitverantwortlich.

Oliver Oswald Oliver OswaldQuelle: THW

Oliver, für Einsteiger: Gib uns bitte kurz die Basics zur diesjährigen gear.UP…

In Neuhausen haben 45 Telekommunikations- und Logistikexpertinnen und -experten aus aller Welt die Zusammenarbeit internationaler Hilfsorganisationen bei einem fiktiven Erdbeben in dem fiktiven Land Tukastan trainiert. Außerdem waren mehr als 50 Vertreter internationaler Organisationen beteiligt, die die gear.UP mit ihrer Erfahrung unterstützt haben. Telekommunikation und Logistik – für diese beiden Kompetenzen ist das World Food Programme im Lead für zwei spezielle Cluster. Die Mitglieder dieser Cluster sind jeweils bis zu 60 unabhängige humanitäre Hilfsorganisationen, wie z.B. Save the Children, Ärzte ohne Grenzen oder der Rote Halbmond, die im Einsatzfall gemeinsam und koordiniert durch das WFP agieren.

Genau diese Zusammenarbeit zwischen IT- und Logistikexpertinnen- und experten ganz unterschiedlicher Hilfsorganisationen haben wir in Neuhausen trainiert. Die 45 Übungsteilnehmer repräsentieren in der Erdbebensimulation natürlich ihre jeweiligen Organisationen. Finanziert wurde die gear.UP wieder zum großen Teil durch das Auswärtige Amt.

2024 war bereits Deine zehnte gear.UP. Was war in diesem Jahr neu?

Nun, die Welt dreht sich weiter, auch in Tukastan. Wir simulieren in unserem fiktiven Szenario zwar weiterhin ein sogenanntes Schwellenland, aber auch in einem solchen ist beispielsweise digitale Kommunikation heute Standard. Bei der inhaltlichen Vorbereitung der gear.UP orientieren wir uns immer am realen Bedarf der teilnehmenden Hilfsorganisationen. Das bedeutet, dass wir jedes Jahr auch die jeweils neusten Telekommunikationslösungen an den Start bringen und gegeneinander testen. Die simulierten Einsatzszenarien und Herausforderungen werden insgesamt jedes Jahr komplexer.

Beispielsweise war es dieses Mal Aufgabe, die zu Beginn der gear.UP eingesetzten BGAN-Satellitenterminals so schnell wie möglich durch eine stabile und kostengünstige Alternativlösung zu ersetzen: In den ersten beiden Tagen der Übung hatten wir etwa 50 Gigabyte an Daten mit den BGANs übertragen, was in einem realen Einsatz allerdings auch 250.000 Euro an Kosten verursacht hätte. Um sich den realen Bedarf an Telekommunikationsdienstleistungen einmal bewusst zu machen: Innerhalb des gear.UP-Szenarios wurden zwischen den drei Übungsteams und den verschiedenen fiktiven Beteiligten wie lokale Amtsträger, Polizei, Zoll oder Presse rund 22.000 E-Mails ausgetauscht.

Auch auf der Logistikseite versuchen wir natürlich, mit der Zeit zu gehen: Helikopter sind zwar eine mögliche Lösung, um z.B. IT-Hardware an die Einsatzorte zu bringen, aber auch die teuerste. Deshalb geht es im Laufe des gear.UP-Szenarios auch darum, knappe Transportkapazitäten intelligent unter den beteiligten und in den WFP-Clustern organisierten Hilfsorganisationen zu verteilen.

Das THW ist seit vielen Jahren mit großem Aufwand und oft mit viel persönlichem Engagement Gastgeber der gear.UP. Was nehmen unsere Kameradinnen und Kameraden in diesem Jahr für sich selbst und für das THW mit?

Immer wenn wir als THW die internationale humanitäre Community unterstützen, lernen wir für uns selbst. Jede beteiligte THW-Einsatzkraft wird explizit in die Simulationen eingewiesen und darunter sind natürlich nicht wenige Kameradinnen und Kameraden aus der THW-Auslandsdatenbank, die das in Neuhausen vermittelte Know-how wahrscheinlich auch selbst einmal brauchen werden. Dazu lernen wir viel über unsere Partnerorganisationen, internationale Strukturen und die handelnden Personen kennen. Die treffen wir in unseren Einsätzen auch häufig wieder, was die Zusammenarbeit natürlich deutlich erleichtert.

Das Feedback der Übungsteilnehmerinnen und -teilnehmer war auch in diesem Jahr wieder überwältigend. Zu Recht: Wir haben die Ziele der Übung insgesamt erreicht, in unserer sicheren Lernumgebung wurde niemand verletzt, die internationalen Partnerorganisationen waren hochzufrieden und es wurden viele persönliche Netzwerke geknüpft.

Ich sehe uns als THW mit der gear.UP auch als eine Art Brückenbauer: Der Kosmos der humanitären Hilfsorganisationen ist hochkomplex und in Neuhausen trainieren Vertreter von Organisationen, die in einem anderen Kontext nur schwer zueinander finden würden. Für tatsächliche, reale Einsätze kann das aber erfolgsentscheidend sein.

Stefan Richter

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