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Interview zum EU-Katastrophenschutztraining: „Die Besten lernen von den Besten“

Die 19. Ausbildungssaison für EU-Katastrophenschutzexpertinnen und -experten startete gestern mit einem komplett überarbeiteten Kursprogramm. Zum Auftakt beantwortet Projekt-Manager Achim Octavian Popa vom THW die wichtigsten Fragen zum neuen Trainingszyklus.

Achim, gestern startete der neue Ausbildungszyklus für Katastrophenschutzexpertinnen und -experten aus ganz Europa mit dem dreitägigen Kurs „Union Mechanism Introduction“ in Volterra, Italien. Worum geht es bei dem von der EU ausgeschriebene Trainingsprogramm insgesamt?

Ziel ist der Aufbau und die Vernetzung eines europaweiten Pools von Zivil- und Katastrophenschutzexpertinnen und -experten, die nach einheitlichen und sehr hohen Qualitätsmaßstäben zertifiziert sind und im Einsatzfall reibungslos zusammenarbeiten. Das THW hatte die EU-Ausschreibung für dieses Trainingsprogramm für zwei Jahre gewonnen und ist aktuell federführend bei der Planung und Durchführung der Trainings.

Die Ausbildungsinhalte sind in sieben Trainingsmodulen aufbereitet und werden im aktuellen 19. Zyklus an 17 Standorten in ganz Europa vermittelt. Unter anderem auch in unserem Ausbildungszentrum in Neuhausen.

Start war gestern in Italien. Der aktuelle – und übrigens bisher umfangreichste – Zyklus endet im Juni 2024 in Toledo in Spanien. Unser internes Motto lautet „Die Besten lernen von den Besten“. Das bedeutet, dass verschiedene Zivilschutzorganisationen – von Feuerwehren über Rettungsdienste bis zu Hilfsorganisationen – sich um Plätze in den Kursen beworben haben, für die wir die europaweit erfahrensten Expertinnen und -experten als Trainer und Dozenten verpflichten konnten.

Das EU-weite Trainingsprogramm läuft bereits in der 19. Auflage. Welche waren die wichtigsten Erkenntnisse aus den vergangenen Jahren, die in die Planung des aktuellen Zyklus mit eingeflossen sind?

Gelernt haben wir viel. Deshalb wurden die Inhalte der sieben Lernmodule auch komplett überarbeitet. Zuerst einmal: Kaum ein Thema braucht die Idee der Europäischen Union so sehr wie der gemeinsame Katastrophenschutz. Ereignisse wie Waldbrände, Stürme oder Starkregen machen nicht an Ländergrenzen halt. Die Notwendigkeit, für den Schutz der Bevölkerung gemeinsam schnell und reibungslos zu reagieren, und zwar mit europaweit verfügbaren Ressourcen, ist gestiegen. Deshalb fokussieren wir die Trainings künftig noch stärker auf eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit – was Kommunikation, Ausbildungsstandards oder Infrastruktur und Ausrüstung betrifft. Weiterhin haben wir in diesem Sommer allein in Europa gemerkt, dass es fast im Wochentakt zu Schadensereignissen kommen kann, denen ein Land allein nicht immer gewachsen ist – zumal es ja oft auch um Ereignisse in touristisch beliebten Regionen Europas ging.

Wie hat sich das THW konkret in die Planung und die Kursgestaltung eingebracht?

Ein solch ausgefeiltes Trainingsprogramm wäre etwas zu aufwändig für ein einzelnes Land. Deshalb haben die 14 Teilnehmerländer ein Konsortium gegründet, um ihre Kräfte zu bündeln. Das THW ist in diesem Konsortium mit dem etwas sperrigen Namen Three-Vertices Consortium, also kurz TVC, federführend.

Bei meinem siebenköpfigen Team am Ausbildungszentrum Neuhausen laufen die Fäden zusammen, was Koordination der Inhalte, Organisation und Kommunikation betreffen. Die Trainingsmodule bauen aufeinander auf und decken die gesamte operative Breite des EU-Katastrophenschutzmechanismus ab – von der Einführung in die Strukturen bis hin zur Zertifizierung als Teamleiter.

Die beiden anderen Partner im TVC-Konsortium neben dem THW sind das BBK, also das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, und die italienische Zivilschutzagentur Italian Civil Protection Department (ICPD). Mit unserem Engagement auf europäischer Ebene stärken wir die Rolle des THW nicht nur bei der Bewältigung von Katastrophen weltweit, sondern natürlich auch unsere Kompetenz für Einsätze innerhalb Deutschlands. Denn auch unsere deutschen Absolventen werden von der breiten Ausbildung, den tiefen Einblicken in den EU-Katastrophenschutzmechanismus UCPM und einem großen Netzwerk natürlich profitieren.

Vielen Dank Achim und viel Erfolg bei der Umsetzung!

Zur Info: Der vollständige Name des EU-Trainingsprogramms für Katastrophenschutzexpertinnen und -experten lautet „Union Civil Protection Mechanism (UCPM) Training Programme for Deployable Experts, Modules, Response Capacities, Civil Protection and Disaster Management Stakeholders – Lot 1-Deployment Training Courses“. Der Name „Three-Vertices Consortium“, etwa Dreiecks-Konsortium, leitet sich ab von dem internationalen Zeichen für Zivilschutz, einem blauen Dreieck auf orangenem Grund, wie es auch das BBK in seinem Logo benutzt.

Ihr habt Fragen zum Thema?

[secretariat@tvc-academy.eu]

Ein Video zum Thema Union Civil Protection Mechanism (UCPM) gibt es hier:

[https://civil-protection-knowledge-network.europa.eu/disaster-preparedness/union-civil-protection-mechanism-training-programme]


Stefan Richter

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